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Beratung von Diabetikern

Von Sandra Pingel und Andrea Zaszczynski
Hände in blauen Handschuhen stechen mit einem Insulinpen in den rechten Zeigefinger einer Hand, um das Blut eines Diabetikers zu kontrollieren.
Fotonachweis: Artem Podrez-pexels

Nach Angaben der Deutschen Diabetes-Hilfe e. V. leben in Deutschland mehr als 8 Millionen Diabetikerinnen und Diabetiker. 95 Prozent von ihnen sind am Typ-2-Diabetes erkrankt, 4 Prozent am Typ-1-Diabetes. Damit gehört Diabetes zu den am häufigsten auftretenden chronischen Erkrankungen. Diabetes ist eine ernstzunehmende chronische Krankheit. Schwere Folgeerkrankungen beziehungsweise Komplikationen sind möglich.[1]diabetesDE – Deutsche Diabetes-Hilfe e. V. Diabetes in Zahlen. Abgerufen am 17.08.2021 von https://www.diabetesde.org/ueber_diabetes/was_ist_diabetes_/diabetes_in_zahlen

Das Land Niedersachsen hat 8,003 Millionen Einwohnerinnen und Einwohner.

Davon sind

  • rund 33.500 Menschen Typ 1-Diabetiker (davon ca. 3100 Kinder unter 19 Jahren)
  • rund 629.000 Menschen Typ 2-Diabetiker
  • rund 662.500 Diabetiker insgesamt (+ eine kleine Dunkelziffer von Menschen, die an anderen Diabetesformen leiden)[2]Diabetiker Niedersachsen e. V. (DNI), Stand: Juli 2021. Quelle der Bevölkerungszahlen: Landesamt für Statistik Niedersachsen. Datei: 4. Vierteljahr 2020 und Bevölkerungsstand am 31. Dezember 2020

Definition von Diabetes

Diabetes Mellitus ist der Verlust der Insulinproduktion durch die Bauchspeicheldrüse und dies führt zu einem dauerhaft überhöhten Glukosespiegel im Blut. Um Diabetes sicher zu diagnostizieren, reicht eine einzelne Untersuchung nicht aus; es werden mehrere unterschiedliche Blutzuckertests durchgeführt. Die Diagnose muss ein Arzt stellen.

Ursachen von Diabetes

Während Typ-1-Diabetes häufig erblich bedingt ist und sich dieser meist schon im Kindesalter oder der Jugend manifestiert (ausgelöst durch eine Autoimmunerkrankung), ist Diabetes-Typ-2 in der Regel Folge eines ungesunden Lebenswandels. Er resultiert meist aus Übergewicht, Bewegungsmangel, ungesunder Ernährung oder erhöhtem Alkoholkonsum. Vor allem Patient:innen mit dem sogenannten metabolischen Syndrom (bezeichnet eine Kombination aus erhöhten Blutfett-, Blutzucker- und Blutdruckwerten sowie Übergewicht) laufen Gefahr, an Diabetes zu erkranken.

Diabetes-Typ-2 wird oft als „Altersdiabetes“ bezeichnet, doch dieser Name ist mittlerweile überholt, da auch immer mehr junge Menschen und sogar Kinder betroffen sind.

Aufgrund der erhöhten Blutzuckerwerte entsteht meist über Jahre hinweg eine Insulinresistenz der Muskel- und Leberzellen. Wegen des erhöhten Blutzuckerspiegels kommt es immer wieder zu einer vermehrten Ausschüttung von Insulin aus der Bauchspeicheldrüse. Gleichzeitig verringert sich jedoch die Empfindlichkeit der Körperzellen gegenüber Insulin, bis zur Insulinresistenz. Der Blutzuckerspiegel bleibt hoch. Die Betazellen der Bauchspeicheldrüse müssen immer mehr Insulin produzieren, bis sie im Wettlauf um die Absenkung der Glukosekonzentration im Blut die Fähigkeit zur Insulinproduktion verlieren.

Mögliche Anzeichen von Diabetes

Vor allem der Typ-2-Diabetes nimmt oft eine schleichende und meist unauffällige Entwicklung. Großer Durst, vermehrte Harnausscheidung, Müdigkeit und Abgeschlagenheit können erste Anzeichen sein. Schlecht heilende Wunden und ungewohnte Infektanfälligkeit sowie häufige Pilzinfektionen im Schleimhautbereich können auftreten. Nicht selten fehlen diese Anzeichen aber.

Daher sollten insbesondere Frauen, die bereits einen Schwangerschaftsdiabetes hatten, und Menschen, bei denen Blutsverwandte an Diabetes erkrankt sind, regelmäßig eine Blutzuckermessung durchführen lassen. Zudem sollten alle, die wenig Bewegung, Übergewicht, Bluthochdruck und Fettstoffwechselprobleme haben, ihre Werte mindestens einmal jährlich überprüfen lassen.

Diagnose von Diabetes

Diabetes lässt sich anhand des Blutzuckerspiegels und des HbA1c-Werts (Blutzucker-Langzeitwert) durch einen Arzt oder eine Ärztin diagnostizieren. Diesen können sich alle Menschen in Deutschland in Arztpraxen messen lassen. Liegt der Wert nüchtern über 100 mg/dl (über 5,6 mmol/l) oder zwei Stunden nach einer Mahlzeit über 140 mg/dl (über 7,8 mmol/l),[3]Das Diabetesinformationsportal vom Helmholtz Zentrum München, Deutschen Diabetes-Zentrum in Düsseldorf und dem Deutschen Zentrums für Diabetesforschung. Dr. Yanislava Karusheva: Die Diagnose … Continue reading sollten umgehend genauere ärztliche Untersuchungen erfolgen.

Mögliche Folgeerkrankungen und Komplikationen bei Diabetes

Diabetes kann schwere Folgeerkrankungen verursachen. Wird die Krankheit frühzeitig erkannt und behandelt, lassen sich Folgeschäden wie zum Beispiel Durchblutungsstörungen, Augen- oder Nierenerkrankungen vermeiden. Ohne regelmäßige Kontrollen wird die Krankheit oft erst spät diagnostiziert und manchmal auch nur an den Folgeschäden erkannt.

Behandlung: nicht immer ist Insulin erforderlich

Patient:innen mit Diabetes-Typ-2, bei denen die Krankheit noch gering ausgeprägt ist, sollten im ersten Schritt Gewicht reduzieren und dafür ihre Ernährung umstellen. Außerdem helfen Bewegung und moderater Sport den Blutzuckerspiegel zu senken und auf Medikamente zu verzichten. Gehen die erhöhten Blutzuckerwerte trotz dieser Maßnahme nicht zurück, wird eine Therapie mit oralen Antidiabetika wie Metformin begonnen. Schreitet die Erkrankung weiter fort, wird frühzeitig mit weiteren Medikamenten oder Insulin weitertherapiert. Auf diese Weise lässt sich die körpereigene Insulinproduktion noch längere Zeit aufrechterhalten. Bei einer günstigen Entwicklung kann sie sogar wieder ansteigen.

Insulintherapie

Macht der Diabetes eine Insulintherapie erforderlich, empfiehlt sich die Behandlung beim Diabetologen beziehungsweise bei einer Diabetologin. Sie überwachen den Blutzuckerspiegel engmaschig, stellen den jeweiligen Insulinbedarf fest und unterstützen Patient:innen bei der Berechnung seines täglichen Bedarfs. Wie viel Insulin Menschen mit Diabetes benötigen, hängt von vielen Faktoren ab. Betroffene lernen dies in einer Schulung und können sich mit ihrer behandelnden Ärztin oder ihrem Arzt besprechen. Hilfreiche Unterstützung leisten dabei verschiedene Tabellen und Apps zu Nährwertanalysen, mit denen die richtige Insulindosierung bestimmt werden kann. Es gibt allerdings keine Faustformel wie der Insulinbedarf bestimmt werden kann. Eine Insulintherapie hängt vielmehr von verschiedenen Faktoren ab wie unter anderem Körpergewicht und körperliche Gesamtkonstitution.

Vorsicht vor Unterzuckerung

Wird der Diabetes mit Insulin therapiert, ist eine gute medikamentöse Einstellung besonders wichtig. Denn nicht nur ein erhöhter Zuckerspiegel ist gefährlich, sondern auch ein Unterzucker. Wird zum Beispiel zu viel Insulin verabreicht, kann es zu einem starken Abfall des Blutzuckerspiegels kommen, der zu starken Bewusstseinsveränderungen bis hin zum Koma führen kann. Insbesondere bei körperlichen Aktivitäten sind Nahrungsmenge und -art sowie die Insulindosis in Absprache mit der behandelnden Ärztin oder dem Arzt anzupassen.

In Apotheken können sich Erkrankte ein Notfallset zusammenstellen lassen, das beispielsweise Traubenzucker, Zuckerlösungen und einen Diabetes-Pass mit allen wichtigen Gesundheitsdaten enthält.

Den Blutzuckerspiegel richtig messen

Insulinpflichtige Diabetiker:innen müssen ihren Blutzuckerwert regelmäßig überprüfen. Tun sie dies selbst, gilt es dabei einige Dinge zu beachten. So sollten auf jeden Fall die Hände vor der Messung gründlich gewaschen werden. Anschließend wird die Stechhilfe mit einer neuen Lanzette bereitgestellt. Dann werden die Hände ein wenig geknetet, damit sie schön warm sind und das Blut besser fließt. Anschließend kann die Einstichstelle am ausgewählten Finger desinfiziert werden. Wird mit einem Alkoholtupfer desinfiziert, muss der Alkohol unbedingt ganz verdunstet sein, da er sonst das Ergebnis beeinflusst. Dann wird ein Teststreifen in das Blutzuckermessgerät gesteckt. Dabei sollte stets das Verfallsdatum der Streifen kontrolliert werden, da abgelaufene Streifen verfälschte Ergebnisse zeigen. Schließlich wird die Lanzette seitlich in die Fingerbeere gestochen, während der Finger nach unten zeigt. Der erste kleine Tropfen wird nicht zur Messung herangezogen, sondern vorsichtig abgewischt. Wenn das Blut nicht gleich fließt, kann der Finger vorsichtig zur Einstichstelle abgestreift werden, um einen Tropfen zur Messung zu gewinnen. Der Finger sollte dabei nicht gequetscht werden! Mit dem Blutzuckerteststreifen wird der gewonnene Bluttropfen aufgenommen, bis das Messfeld ganz gefüllt ist.

Apotheker:innen beraten Diabetiker:innen kompetent

Neben Ärzt:innen stehen Apotheker:innen bei Diabetes beratend zur Seite. Sie informieren zum Beispiel über die Anwendung von Insulin, die richtige Nutzung von Insulinpens und die korrekte Durchführung von Blutzuckermessungen. In der Nähe von Diabetes-Facharztpraxen gibt es oft Apotheken mit Beratungsschwerpunkt Diabetes, die über sehr viel Erfahrung mit diesem Thema verfügen.

Beratung neu diagnostizierter Diabetiker:innen in der Apotheke

Wird ein Diabetes neu diagnostiziert, ist bei vielen Patient:innen die Verunsicherung erstmal groß. Hier unterstützen Apotheker:innen unter anderem durch schnelle, unkomplizierte Blutzuckermessungen, zeigen, wie Patient:innen selbst ihren Blutzucker messen können, erläutern den Umgang mit Insulin und beraten zu einer der Diagnose angepassten Ernährung. Reichlich körperliche Bewegung sowie eine vollwertige Ernährung mit viel Gemüse und Obst bei wenig tierischen Fetten sind dabei wichtig. Auf industriell gefertigte Lebensmittel, die als spezielle Diabetesnahrungsmittel bezeichnet werden, sollte verzichtet werden.

Einige Apotheker:innen mit der Zusatzbezeichnung „Ernährungsberatung“ bieten für Erkrankte spezielle Beratungen an und helfen dabei, eine Ernährungsumstellung in den Alltag zu integrieren.

Nahrungsergänzungsmittel

Auf Nahrungsergänzungsmittel können Diabetiker:innen in der Regel verzichten, auch wenn sie eine beliebte Zielgruppe der entsprechenden Industrie sind. Diabetiker:innen sind vielmehr auf eine verlässliche Arzneimitteltherapie angewiesen beziehungsweise nichts kann die reguläre Arzneimitteldosis nach Anweisung der Ärztin ersetzen. Außerdem ist zu beachten, dass für Nahrungsergänzungsmittel im Gegensatz zu Medikamenten keine gesetzliche Nachweispflicht über Wirksamkeit, Unbedenklichkeit oder Qualität besteht. Patienten:innen sollten sich individuell und produktunabhängig beraten lassen, welche Ergänzungen für sie sinnvoll sind.

Jugendliche Typ-1-Diabetiker:innen

Wenn Jugendliche plötzlich an Gewicht verlieren, verstärkt Durst haben und vermehrt Wasser lassen, kann dies auf einen Typ-1-Diabetes hindeuten.[4]Hürter, P., von Schütz, W. & Lange, K. (2012) Kinder und Jugendliche mit Diabetes. S. 33. Springer Betroffene sollten unbedingt eine Ärztin oder ein Arzt aufsuchen, die die Krankheit anhand der Blutzuckerwerte diagnostizieren kann.

Bei Patient:innen mit Diabetes-Typ-1 sind die Beta-Zellen in der Bauchspeicheldrüse zerstört, sodass kein Insulin produziert wird. Das Insulin muss gespritzt werden, sonst steigt der Blutzucker, ohne dass dieser vom Körper verwertet werden kann. Dies kann akut zum sogenannten hyperglykämischen Koma und zu Schädigungen an Organen oder Nerven führen. Die Veranlagung zum Typ-1-Diabetes wird häufig vererbt, wobei die familiäre Vorbelastung viele Generationen zurückreichen kann. Die Krankheit kann durch eine Autoimmunerkrankung ausgelöst werden, die die Beta-Zellen verändern und zerstören.

Beratung jugendlicher Diabetiker:innen in der Apotheke

Apotheker:innen beraten umfassend zur sicheren Benutzung des Insulinpens und der Blutzuckermessgeräte. Sie besprechen mit betroffenen Familien auch, welche anderen Medikamente bei einer Diabetes-Erkrankung schlechter anschlagen oder wo Wechselwirkungen auftreten können. Müssen Jugendliche weitere Arzneimittel einnehmen wie beispielsweise Kortison, Betablocker oder Salicylate, so sollte die Medikation gemeinsam mit dem Arzt oder der Ärztin individuell eingestellt und die Insulindosis entsprechend angepasst werden.[5]Pharmazeutische Zeitung online. Probleme bei Antidiabetika. Abgerufen am 17.08.2021 von www.pharmazeutische-zeitung.de/index.php?id=38246

Insulin muss ein Leben lang zugeführt werden

Bei Kindern und Jugendlichen mit Diabetes-Typ-1 ist eine lebenslange Insulinsubstitution notwendig. Das heißt, sie müssen sich ein Leben lang Insulin spritzen oder über eine Pumpe zuführen. Die zu verabreichende Insulindosis ist dabei abhängig von den Kohlenhydraten, die mit der Nahrung aufgenommen und in sogenannten Broteinheiten (BE) beziehungsweise Kohlenhydrateinheiten (KHE/KE) gemessen werden. Die Insulindosis variiert aber auch je nach individueller Konstitution und muss mit dem Arzt besprochen werden. Dies ist gerade während der Pubertät wichtig, weil sich der Hormonhaushalt in dieser Zeit grundlegend verändert und es immer wieder zu schwankenden oder hohen Blutzuckerwerten kommen kann. Meistens benötigen Diabetes-Patient:innen während der Pubertät mehr Insulin, da Hormone die Insulinwirkung mindern. Mehrmals tägliche, regelmäßige Kontrollen der Blutzuckerwerte sind daher in den Teenagerjahren besonders wichtig.

Vorsicht bei Alkohol und Sport

Bei Alkohol müssen Jugendliche mit Diabetes-Typ-1 noch vorsichtiger sein als ihre Altersgenossen. Bei Diabetes ergibt sich das zusätzliche Problem, dass die im Getränk enthaltenen Kohlenhydrate den Blutzuckerspiegel erhöhen, während der Alkohol den Blutzucker senkt. Er hemmt die Glukoseproduktion in der Leber, die nachts ohnehin gedrosselt ist. Deshalb besteht nach Alkoholkonsum besonders nachts das Risiko einer Unterzuckerung, die durch des Alkoholrausch nicht bemerkt wird. Dies kann schwerwiegende Folgen haben und zu starken Bewusstseinsveränderungen bis hin zum Koma führen.[6]Hürter. P., von Schütz, W. & Lange, K. (2012) Kinder und Jugendliche mit Diabetes. S. 221. Springer

Auch bei sportlichen Aktivitäten ist Vorsicht geboten. Da während des Sports der Glukoseverbrauch erhöht ist, besteht auch hier die Gefahr einer Unterzuckerung. Deshalb ist es besonders empfehlenswert, vor dem Sport die Nahrungsmenge und -art entsprechend anzupassen oder die Insulindosis in Absprache mit dem behandelnden Arzt beziehungsweise der Ärztin zu ändern.

Umfeld über Erkrankung informieren

Vor allem bei jugendlichen Diabetes-Patient:innen ist es wichtig, das Umfeld über die Erkrankung zu informieren. So können Lehrer:innen oder Freund:innen im Notfall richtig reagieren und entsprechende Hilfsmaßnahmen ergreifen. Diabetiker:innen sollten immer Traubenzucker bei sich haben und bei Bedarf im Unterricht essen und trinken dürfen.[7]Lagger, E. (2012) Diabetes in der Pubertät. Ein Ratgeber für Eltern. Sonderausbildung für Kinder- und Jugendpflege am Bildungszentrum der Gemeinnützigen Salzburger Landeskliniken. Abgerufen am … Continue reading Traubenzucker hilft, bei Unterzuckerung den Blutzuckerspiegel schnell wieder in den Normbereich zu bringen. Reagieren Patient:innen nicht oder sind nicht ansprechbar, muss sofort der Notruf gewählt werden. In solchen Fällen ist es zudem sehr hilfreich, manchmal sogar lebensrettend, wenn Lehrer:innen oder Freund:innen im Umgang mit einem Glukagon-haltigen Notfallpen geübt sind. Dieser Erste-Hilfe-Pen kann zum Beispiel in der Schule an geeigneter Stelle deponiert werden oder in einer Extratasche des Jugendlichen für alle sichtbar bereitliegen. Dem eintreffenden Notarzt muss die Verabreichung des Glukagon sofort mitgeteilt werden.

Diabetes bei Schultrips und Ausflügen

Bei Schultrips und Ausflügen sollte sich Diabetiker:innen über die medizinische Versorgung vor Ort informieren, genügend Insulin einpacken und eine Notration im Handgepäck bei sich tragen. Außerdem sollten insulinpflichtige Diabetiker:innen eine passende Reiseversicherung abschließen und auf Reisen eine ärztliche Bestätigung über ihre Insulinpflicht mit sich führen.[8]Hürter. P., von Schütz, W. & Lange, K. (2012) Kinder und Jugendliche mit Diabetes. S. 144-145. Springer

Beratung von Diabetiker:innen mit weiteren Erkrankungen (Polymedikation)

Diabetes-Typ-2 kommt selten allein: Vor allem Patient:innen jenseits des 40. Lebensjahres leiden oft zusätzlich an Bluthochdruck und einem hohen Cholesterinspiegel (Hypercholesterinämie). Diese Begleiterkrankungen erfordern die Einnahme unterschiedlicher Medikamente. Um die Neben- und Wechselwirkungen möglichst gering zu halten, sollten sich Betroffene in der Apotheke vor Ort zur richtigen Anwendung und Einnahme beraten lassen. Die Arzneimittelexpert:innen können kritische Interaktionen erkennen, die Medikation in Abstimmung mit Ärzt:innen optimieren, eventuelle Risiken aufdecken und minimieren und die Patient:innen bei der wichtigen Therapietreue unterstützen.

So können Unruhe, Herzklopfen, Angstgefühl, Übelkeit, Zittern, Heißhunger und Schwitzen auf eine Unterzuckerung (Hypoglykämie) hindeuten, die durch eine Überdosierung von Insulin in Kombination mit anderen Diabetes-Medikamenten ausgelöst werden und zu einem Blutzuckerabfall führen.

Wechselwirkungen mit Blutdruckmedikamenten

Betablocker können die Wirkung von Insulin verstärken und führen so zu einer verstärkten Blutzuckersenkung. Auch die Symptome einer Unterzuckerung (Hypoglykämie) können von Betablockern verschleiert werden. Diabeteskranke Menschen sollten ihre Blutdrucksenker jedoch nicht eigenmächtig absetzen. Werden alle Werte regelmäßig geprüft, können auch mögliche Risiken rechtzeitig erkannt werden.

Wechselwirkungen mit Kortison

Eine regelmäßige Untersuchung des Blutzuckerspiegels ist ebenfalls bei Patient:innen ratsam, die eine dauerhafte oder hochdosierte Kortisonbehandlung benötigen, da Kortison die Wirkung von Insulin abschwächt und bei einem beginnenden Diabetes sogar zum Fortschreiten der Erkrankung beitragen kann. Müssen Patient:innen längere Zeit Kortison anwenden, sollte der Arzt die Therapie gut überwachen und bei Bedarf anpassen. Bei kurzfristiger Einnahme von niedrig dosiertem Kortison normalisiert sich der erhöhte Glukosespiegel im Blut einige Tage nach dem Ende der Kortison-Einnahme.

Vorsicht vor Kombinationen mit frei verkäuflichen Schmerzmitteln

Auch Arzneimittel, die rezeptfrei erhältlich sind, können Wechselwirkungen hervorrufen. ASS und andere Schmerzmittel wie Ibuprofen und Diclofenac können die Verträglichkeit des Blutzuckersenkers Metformin verschlechtern. Bei der Einnahme von Schmerzmitteln sollte die individuelle Risikoabwägung mit dem behandelnden Arzt oder Ärztin abgesprochen werden.

Fazit: Apotheken sind wichtige Anlaufstellen bei Diabetes

Patient:innen, die sich in ihrer Apotheke aktiv über die Entstehung und die Auswirkungen des Diabetes informieren, halten ihre Therapie besser ein. Außerdem unterstützt die Apotheke Patient:innen sachkundig bei der richtigen Anwendung von Medikamenten, bei Wechselwirkungen, bei Blutzuckermessungen und der Handhabung von Insulinpens.

Weiterführende Informationen

Für Patient:innen:

Deutsche Diabetes Gesellschaft (DDG). https://www.deutsche-diabetes-gesellschaft.de/

https://www.diabetes-ratgeber.net/

Für Fachpersonal:

Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften e. V. (AWMF) e. V. Leitlinien: https://www.awmf.org/leitlinien/aktuelle-leitlinien/ll-liste/deutsche-diabetes-gesellschaft-ddg.html

Nationale VersorgungsLeitlinie (NVL) Typ-2-Diabetes-Teilpublikation, 2. Auflage. https://www.leitlinien.de/themen/diabetes#


Quellen:

Quellen:
1 diabetesDE – Deutsche Diabetes-Hilfe e. V. Diabetes in Zahlen. Abgerufen am 17.08.2021 von https://www.diabetesde.org/ueber_diabetes/was_ist_diabetes_/diabetes_in_zahlen
2 Diabetiker Niedersachsen e. V. (DNI), Stand: Juli 2021. Quelle der Bevölkerungszahlen: Landesamt für Statistik Niedersachsen. Datei: 4. Vierteljahr 2020 und Bevölkerungsstand am 31. Dezember 2020
3 Das Diabetesinformationsportal vom Helmholtz Zentrum München, Deutschen Diabetes-Zentrum in Düsseldorf und dem Deutschen Zentrums für Diabetesforschung. Dr. Yanislava Karusheva: Die Diagnose von Diabetes Typ 2. Abgerufen am 19.08.2021 von https://www.diabinfo.de/leben/typ-2-diabetes/grundlagen/diagnose.html
4 Hürter, P., von Schütz, W. & Lange, K. (2012) Kinder und Jugendliche mit Diabetes. S. 33. Springer
5 Pharmazeutische Zeitung online. Probleme bei Antidiabetika. Abgerufen am 17.08.2021 von www.pharmazeutische-zeitung.de/index.php?id=38246
6 Hürter. P., von Schütz, W. & Lange, K. (2012) Kinder und Jugendliche mit Diabetes. S. 221. Springer
7 Lagger, E. (2012) Diabetes in der Pubertät. Ein Ratgeber für Eltern. Sonderausbildung für Kinder- und Jugendpflege am Bildungszentrum der Gemeinnützigen Salzburger Landeskliniken. Abgerufen am 17.08.2021 von http://docplayer.org/16266369-Diabetes-in-der-pubertaet.html
8 Hürter. P., von Schütz, W. & Lange, K. (2012) Kinder und Jugendliche mit Diabetes. S. 144-145. Springer
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